NGOs & Organisationen
18.03.2018

Integration am Küchentisch: NGO-Porträt “Über den Tellerrand e.V. Frankfurt”

 “Über den Tellerrand” als NGO-Name? Das hat uns neugierig gemacht! Wir haben bei dieser NGO aus Deutschland nachgefragt, worum es bei diesen Blicken über den Tellerrand geht, welche Vision hinter dem Verein steht und welche Erfolgsgeschichten schon geschrieben wurden. Viel Spaß beim Lesen des neuesten NGO-Porträts unseres Deutschland-Schwerpunktes!


Foto: Über den Tellerrand e.V. Berlin

“Über den Tellerrand” klingt ja spannend. Geht es bei euch um Horizonterweiterung, um Essen, oder um beides?

Ganz klar um beides! Oder eben um „Horizonterweiterung durch Essen“.

Wir nutzen das gemeinsame Kochen und Genießen von vertrauten und fremden Speisen als verbindendes Element. Denn Essen ist Heimat und Abenteuer. Beim Schnippeln und Braten entstehen Gespräche, die nicht zwingend eine gemeinsame Sprache brauchen. Integration wird am Küchentisch zu einem Thema, das Spaß macht.

Wir führen seit Sommer 2015 Kochveranstaltungen in Frankfurt am Main durch, bei denen sich Frankfurter*innen und nach Frankfurt geflüchtete Menschen begegnen. In unterschiedlichen Formaten und verschiedenen Gruppengrößen entstehen in entspannter Atmosphäre Begegnungsräume, in denen alle Beteiligten ihre Talente, Fähigkeiten und ihren kulturellen Hintergrund einbringen können. Da aus den gemeinsamen Kocherlebnissen und auf Initiative von geflüchteten und beheimateten Ehrenamtlichen weitere Angebote zur Begegnung erwachsen, wird Integration zu einem nachhaltigen Prozess, der über das gemeinsame Kochen und Essen hinausgeht.

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Foto: Über den Tellerrand e.V. Frankfurt

Könnt ihr eure Initiative kurz vorstellen?

Über den Tellerrand Frankfurt e.V. ist der erste von mittlerweile über 30 Satelliten- Standorten des Über den Tellerrand-Netzwerkes, das seit 2013 ausgehend von Berlin den Ansatz ‚Integration auf Augenhöhe‘ umsetzt. Ziel der Arbeit von Über den Tellerrand ist der Aufbau interkultureller Freundschaftsnetzwerke aus geflüchteten und beheimateten Menschen (Communities). In unserer Community verschwimmen die Grenzen zwischen Neuankömmlingen und Alteingesessenen. Positiver Austausch und gegenseitige Neugierde, gleichberechtigte Teilhabe und flexibles gesellschaftliches Engagement werden möglich.

Kulturelle Erlebnisse ermöglichen wir mit unserer Kulturgruppe. In diesem Rahmen besuchen wir gemeinsam Theater und Museen, nehmen an Stadtführungen teil oder organisieren Spiele- oder Kegelabende. Unser Stammtisch bietet Raum für regelmäßige lockere Treffen und ist offen für neue und bekannte Gesichter.

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Foto: Über den Tellerrand e.V. Frankfurt

Worauf seid ihr besonders stolz? Welche Erfolgsgeschichte könnt ihr erzählen?

Besonders stolz sind wir auf unser Job Buddy Programm. Dabei handelt es sich um ein speziell entwickeltes Patenprogramm, das Geflüchtete beim Ankommen in Deutschland unterstützt. Eine berufserfahrene Person hilft in einer 1:1 Patenschaft einer geflüchteten Person individuell im Bewerbungsprozess und bei der Orientierung auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Die Paten unterstützen die Geflüchteten während der Programmlaufzeit von fünf Monaten bei der Orientierung auf dem Arbeitsmarkt, der Erstellung von Bewerbungsunterlagen und der Vorbereitung auf Bewerbungsgespräche. Bei regelmäßigen Netzwerktreffen kommen alle Job Buddies zusammen. Experten*innen ergänzen die Treffen durch professionellen Input und Workshops zu Themen wie interkulturelle Kompetenz oder Personalwesen.

Durch das Programm finden circa ein Drittel der teilnehmenden Geflüchteten eine Beschäftigung. Ein wichtiger Schritt für eine gelungene Integration. Und nebenbei lernen sich Menschen kennen, die sich im Alltag eher selten über den Weg laufen.

Wie kann man euch unterstützen? Welche Möglichkeiten gibt es sich ehrenamtlich zu engagieren? Bietet ihr Praktika, bezahlte Jobs oder Volontariate an?

Wir bieten vielfältige und flexible Möglichkeiten sich ehrenamtlich zu engagieren. Bei unseren Kochveranstaltungen leiten die Community-Mitglieder die anderen Teilnehmer beim Kochen an und vermitteln ihre eigenen Kenntnisse. Unsere Kulturgruppe und unser Stammtisch werden durch Ehrenamtliche geplant und durchgeführt. Hier sind wir auch immer offen für neue Ideen – über den Tellerrand gärtnern, über den Tellerrand kicken – worauf immer die Community Lust hat.

Wir ermöglichen bürgerliches Engagement darüber hinaus auch in anderen Tätigkeitsbereichen unseres Vereins, um somit Integrationsprozesse in Frankfurt durch Frankfurter*innen anzustoßen. Dabei sind unsere ehrenamtlichen Teams in den folgenden Bereichen aktiv: Betreuung unserer Facebookseite, Erstellung des Newsletters, Pressearbeit, Fotografie, Grafikarbeiten, Unterstützung bei der Buchhaltung und im Rahmen des Job Buddy Programmes.

Prinzipiell besteht bei uns auch die Möglichkeit studentische Nebenjobs auszuüben und Praktika sowie einen Bundesfreiwilligendienst zu absolvieren.

Was wünscht ihr euch für euren Verein für die Zukunft? Welche Visionen habt ihr?

Wir glauben an eine Gesellschaft, in der jeder Mensch ein gleichwertiges Mitglied ist und diese aktiv mitgestalten kann. Um dies zu erreichen, nehmen bei uns die Werte sozialer Zusammenhalt, gegenseitiger Respekt und Offenheit gegenüber Vielfalt eine zentrale Rolle ein. Wir wollen mit unseren verschiedenen Formaten in den nächsten Jahren immer mehr Menschen in Frankfurt erreichen, um aktiv zum positiven Miteinander von geflüchteten und beheimateten Menschen beizutragen. Denn Integration ist für uns reine Topfsache!

Links

 

NGOs in Deutschland (NGO-Verzeichnis von NGOJobs.eu)