NGO-Porträt: Verein Grenzenlos
NGOJobs ist auf den österreichischen Verein Grenzenlos gestoßen und war von dessen Angebot im Bereich Freiwilligenarbeit im In- und Ausland beeindruckt. Wir haben eine Mitarbeiterin des Vereins zum Interview gebeten und somit eine ganze Menge über die Programme von Grenzenlos erfahren.
Lest euch selbst rein – es zahlt sich aus!
NGOJobs: Für viele der NGOJobs-UserInnen ist ein freiwilliger Auslandseinsatz eine interessante Option. Wie kann GRENZENLOS ihnen dabei behilflich sein?
Grenzenlos: Grenzenlos ist ein österreichischer Verein, welcher ehrenamtliches und zivilgesellschaftliches Engagement unterstützt. Einerseits entsenden wir weltweit Freiwillige in Kurz-, Mittel- und Langzeitprogramme und andererseits nehmen wir auch Freiwillige auf, die sich in österreichischen Projekten engagieren können. Für Grenzenlos steht der interkulturelle Austausch und das wechselseitige Lernen im Vordergrund – daher gibt es auch Projekte im Inland, wie ein Mentoringprojekt für Geflüchtete, um möglichst vielen Menschen die Erfahrung des interkulturellen Austauschs zu ermöglichen.
Im Falle der Auslandsprogramme unterstützen wir Freiwillige ganz konkret während der gesamten Planung und Durchführung eines Freiwilligeneinsatzes. Das beinhaltet die Beratung über die Möglichkeiten und die Hilfe beim Auswählen eines Landes und Projektes, die Organisation des Aufenthalts und die Kommunikation mit der Partnerorganisation im Zielland, eine umfassende Vorbereitung, Betreuung während des Einsatzes und auch eine Nachbereitung nach der Rückkehr. Wir – und auch die jeweiligen Partner im Ausland – sind immer als Ansprechpartner verfügbar, sollten Fragen oder Probleme auftauchen.
Worauf müssen engagierte Menschen, die als Freiwillige im Ausland arbeiten möchten, eurer Meinung nach besonders achten?
Ganz besonders wichtig ist die Frage der Motivation und was man sich von seinem Auslandseinsatz erwartet. Wieso möchte ich mich überhaupt im Ausland in einem Projekt einbringen? Verfolge ich damit einen bestimmten Zweck, z.B., dass ich Erfahrung in einem bestimmten Bereich sammeln möchte oder eine neue Kultur von innen kennenlernen möchte? Was ist mir wichtig bei meinem Auslandsaufenthalt und sind meine Vorstellungen und Erwartungen realistisch?
Die Wahl der passenden Organisation spielt folglich ebenfalls eine entscheidende Rolle, vor allem weil es bereits eine Vielzahl von Anbietern gibt – kommerzielle und Non-Profit Organisationen, Organisationen mit religiösem Hintergrund, Organisationen für Entwicklungshilfe, … Was ist das Ziel der Organisation und identifiziere ich mich mit der Arbeit, die die Organisation leistet?
Grenzenlos ist eine Non-Profit Organisation, und es ist uns wichtig zu betonen, dass wir keine Gewinnabsichten verfolgen. Die Teilnahmebeträge, die die Freiwilligen bezahlen, werden für Organisation, Vermittlung, Betreuung, Unterkunft und Verpflegung verwendet und werden von uns so gering wie möglich gehalten, um möglichst vielen Menschen die Möglichkeit eines Auslandsaufenthalts zu geben. Unser Status als NPO und NGO ist oft ein ausschlaggebender Grund warum sich Freiwillige für Grenzenlos entscheiden. Sie wissen wofür ihr Geld verwendet wird und schätzen die Transparenz unserer Organisation.
Manche unserer UserInnen möchten gerne an einem Volunteering-Programm teilnehmen, zögern aber davor, ins Ausland zu gehen. Gibt es für sie auch Optionen, sich in Österreich zu engagieren?
Der Verein Grenzenlos möchte mit seinen Auslandsprogrammen auch Menschen ansprechen, die unsicher sind, ob ein Auslandseinsatz für sie das Richtige ist – sei es aufgrund finanzieller, persönlicher oder gesundheitlicher Probleme. Besondere Bedürfnisse der Freiwilligen können im Informationsgespräch abgeklärt werden und wir gehen auch bei der Vermittlung der Projekte darauf ein. Es gibt eine große Bandbreite an verschiedenen Angeboten, und es ist für fast jede/n etwas dabei.
Auch wenn sich jemand in Österreich engagieren möchte gibt es verschiedene Möglichkeiten – es ist uns wichtig, dass interkultureller Austausch nicht nur im Ausland sondern auch bei uns stattfindet. Interessierte in der Steiermark und Wien können bei unseren beiden Mentoringprogrammen für Geflüchtete und Migrant_innen mitwirken. Dabei begleitet man eine_n Geflüchtete_n über einen Zeitraum von 4-6 Monaten und unterstützt sie/ihn dabei, sich einzuleben, neue Menschen kennenzulernen und Deutsch zu lernen. Man selbst kann ganz nebenbei eine neue Sprache und eine neue Kultur kennenlernen und neue Kontakte knüpfen.
Außerdem kann man bei Grenzenlos ein Workcamp in Österreich leiten.
Dabei handelt es sich um Projekte für maximal 3 Wochen an denen Freiwillige aus verschiedensten Ländern teilnehmen und z.B. in einer sozialen Einrichtung mithelfen. Als Leiter_in behält man den Überblick über den Ablauf des Workcamps und beteiligt sich in allen Bereichen des Projekts – natürlich immer mit Unterstützung des Grenzenlos-Teams.
Schlussendlich kann man auch Gastfamilie für eine_n internationale_n Freiwillige_n werden: man begleitet sie/ihn während des Austauschs in Österreich und lebt somit interkulturellen Austausch in den eigenen vier Wänden.
Kann man bei GRENZENLOS direkt mitarbeiten? Bietet ihr Praktika oder Freiwilligenarbeit an? Gibt es eine Möglichkeit, eine bezahlte Stelle zu bekommen?
Praktika sind derzeit bei unseren Kolleg_innen im Hauptverein in Wien möglich, wo immer wieder Praktikant_innen über kürzere und längere Zeiträume mitwirken. Wie auch unser Team in Wien freuen wir uns in Graz immer sehr über interessierte und engagierte Personen, die mitwirken wollen – sei es bei unserem Mentoringprogramm, unseren Infoveranstaltungen, bei der Suche nach Gastfamilien und Aufnahmeprojekten, oder bei einem unserer vielen anderen Projekte. Ein Großteil unserer Mitarbeiter_innen sind ehemalige Teilnehmer_innen, die an einem unserer Auslandsprogrammen teilgenommen haben und aus Überzeugung an verschiedenen Projekten zum interkulturellen Austausch mitarbeiten möchten. Eine Teilnahme an einem (Auslands-)Projekt ist aber keine zwingende Voraussetzung und wir informieren Interessent_innen in einem persönlichen Gespräch über die Möglichkeiten.
GRENZENLOS hat jede Menge Erfahrung mit Freiwilligen. Was berichten euch diejenigen, die einen freiwilligen Auslandseinsatz absolviert haben? Was sind ihre schönsten Erfahrungen? Wo gibt es die meisten Schwierigkeiten?
Natürlich ist jede Erfahrung und jede_r Freiwillige_r einzigartig, und genau so unterschiedliche Erlebnisse und Eindrücke bringen sie auch aus dem Ausland mit. Die schönsten Erfahrungen sind für viele, wenn sie sich gut integrieren konnten, Freunde gefunden haben, die Sprache gelernt haben und ganz allgemein Land, Kultur und Leute ins Herz geschlossen haben. Für fast jede_n ist ein Auslandsaufenthalt eine extrem bereichernde und lehrreiche Zeit, die sie trotz der Schwierigkeiten, die sie hatten, nicht missen möchten.
Probleme und Schwierigkeiten kommen natürlich vor und gehören zu einer Auslandserfahrung dazu. Am häufigsten sind dies natürlich Dinge wie Sprachbarrieren und Kulturschock, zum Beispiel im Bezug auf den Umgang mit Kindern in anderen Ländern. Dank der intensiven Vorbereitung und Betreuung verarbeiten unsere Freiwilligen aber diese Erfahrungen und Erlebnisse gut und wachsen daran – und ein Großteil sehnt sich nach der Rückkehr oft nach der „zweiten Heimat“. Es ist schön zu sehen, wie die Verbindungen mit Menschen im Gastland oft jahrelang halten und wie sie das Leben unserer Teilnehmer_innen auch nach der Rückkehr noch bereichern.