„World Café, Lachkreis und Tourismusethik“
Sarah Pallauf über ihre Mitarbeit bei Enchada
2010 und 2011 bot sich mir zwei Mal, jeweils für einige Monate, die Gelegenheit, in den entwicklungspolitischen Bereich „hineinzuschnuppern“. Durch den Tipp einer Freundin landete ich ohne große Erwartungen bei einem ersten Treffen von Enchada, dem entwicklungspolitischen Netzwerk der KJ, bei dem neue OrganisatorInnen für die Planung eines sogenannten entwicklungspolitischen Grundkurses gesucht wurden. Durch ein buntes Brainstorming wurde ziemlich schnell der Themenfavorit gefunden: es sollte um „Faires Reisen“ gehen, Titel des Seminars war „Fair inclusive“.
Die Vorbereitungen für das dreitägige Seminar, an dem sämtliche interessierte Menschen teilnehmen konnten, waren rückblickend gesehen doch recht zeitaufwändig, doch ich kann ganz ehrlich sagen, dass sie mir immer unglaublich viel Spaß gemacht haben. Wir waren ein tolles Team aus 5-6 engagierten jungen Menschen, die mit großem Eifer Spiele erfanden, nach verschiedensten Methoden suchten, Referenten für die Gastvorträge kontaktierten, Zeitpläne für das Wochenende entwarfen. Die Vorbereitungsstunden waren immer spannend und äußerst unterhaltsam, und es war oft schier unglaublich, wie viel uns zum Thema einfiel und wir gut wir uns gegenseitig ergänzten!
Den Schritt, das selbst Gelesene und Erarbeitete dann in geeignete Formen zu packen, war ein spannender, und nicht ganz einfacher. Manchmal ist es schwierig, abzuschätzen, welche Methode wie gut ankommt, wie lange etwas dauert und mit wie vielen TeilnehmerInnen ein bestimmtes Spiel oder eine bestimmte Themeneinheit noch gut funktioniert.
Die Zusammenarbeit im Team funktionierte auf jeden Fall sehr reibungslos, wir wurden unterstützt von einer hauptamtlichen Mitarbeiterin von Enchada, die sich um Organisatorisches kümmerte (Unterkunft, Verpflegung während des Seminars, Finanzielles) und uns gleichzeitig bei allen Vorbereitungen unterstützte. Ich hatte immer den Eindruck, dass alle das gleiche Mitspracherecht hatten und empfand es als große Bereicherung, dass das gesamte Seminar wirklich von uns geplant wurde und wir keinem vorgefertigten Plan folgen mussten. Außerdem war die Atmosphäre bei Enchada uns Ehrenamtlichen gegenüber immer sehr wertschätzend und offen, was ich als sehr positiv empfand.
Letztendlich veranstalten wir aufgrund des großen Interesses das Seminar gleich zwei Mal, einmal im Herbst 2010, einmal im Winter 2011. Jedes Mal fieberten wir der endgültigen TeilnehmerInnenzahl gespannt entgegen, doch für jedes Seminar fand sich rasch eine bunte Mischung aus 13-18 engagierten, studierenden und arbeitenden jungen Leuten aus verschiedensten Ecken aus Österreich, ebenso wie zwei „Exoten“ aus Italien und aus der Republik Moldau.
Das erste Seminar würde ich auf jeden Fall als erfolgreich einschätzen, und es war schön, diese Einschätzung von den TeilnehmerInnen durch deren Feedback bestätigt zu sehen. Ich merkte, wie aufregend ich es fand, mich in ein entwicklungspolitisches Thema einzuarbeiten und während des Wochenendes dann verschiedene Einheiten anzuleiten. Auf der anderen Seite war es auch bereichernd zu sehen, was sich noch verbessern lässt – unser „Problem“ war am ehesten, dass wir zu wenig Zeit für ein sehr dichtes Programm eingeplant hatten. Solch eine Erkenntnis lässt sich nur durch eine Praxiserfahrung machen…
… und wir hatten sogar noch die Möglichkeit, unsere Verbesserungsideen umzusetzen, und zwar beim zweiten Seminar 2011. Eine neue Gruppe erwartete uns, wir hatten das Programm stark reduziert, einige neue Ideen entwickelt, und waren gespannt auf das Wochenende.
Der Zeitplan gestaltete das Wochenende diesmal um einiges entspannter, das merkten auch wir als Organisationsteam sehr. [Dass die zweieinhalb Tage sowieso immer wie im Flug vergingen, muss ich wahrscheinlich gar nicht hinzufügen.] Die Atmosphäre mit den neuen TeilnehmerInnen war natürlich wieder anders, für den Gastvortrag kam ein neuer Referent – und die Veränderung tat gut.
Besonders in Erinnerung geblieben sind mir von den Einheiten an den Wochenenden auf jeden Fall der „Runde Tisch auf der Insel Sunshine“, bei dem sich bei einer Diskussion über die Bebauung bzw. Naturbelassung einer Südseeinsel die TeilnehmerInnen in Kleingruppen in den Rollen von Luxushotel-ManagerInnen, Greenpeace-AktivistInnen und VertreterInnen der lokalen Gemeinde gegenüberstanden. Hitzige Diskussionen entstanden, Skizzen von vom Aussterben bedrohten Schildkröten wurden angefertigt, Pläne der Insel gezeichnet und – wie wohl auch in der Realität – es verbündeten sich einige Gruppen in ihrem gemeinsamen Interesse miteinander. Ich war beeindruckt, wie sehr sich die Seminargruppe auf das Rollenspiel einließ und es war eine neue Erfahrung zu sehen, wie schnell man an (unüberwindbar erscheinende) Grenzen stößt.
An Grenzen stieß auch ich mit den anderen im Organisationsteam, als uns bewusst wurde, wie schwierig es ist, Ideen, die an diesem Wochenende entwickelt und vermittelt wurden, nach dem Seminar nicht zu vergessen, sondern mitzunehmen, hinauszutragen und vielleicht daraus sogar Projekte zu realisieren. Außerdem wurde uns schnell bewusst, dass zu den Seminaren hauptsächlich bereits sehr kritische, reflektierte und wohl auch viele schon fair reisende Menschen kamen … Ich frage mich nach wie vor, wie man die Zielgruppen verändern könnte, wie man den Schritt in Milieus und Gruppen, die sich noch nie mit diesem Thema auseinandergesetzt haben, schaffen könnte – gleichzeitig ist mir aber auch bewusst, dass dieser Schritt ein schwieriger ist und wohl überlegt sein muss.
Fazit bei meiner Tätigkeit bei Enchada war auf jeden Fall: Entwicklungspolitik ist spannend. Die Planung eines Seminars ist aufwändig, aber sehr bereichernd.
Und vor allem: Sich ehrenamtlich zu engagieren macht Spaß und bedeutet für mich – ohne Stundenlisten auszufüllen, ohne am Ende der Tätigkeit Gehaltszettel und Bares zu erhalten – mit ganzem Herzen bei einer Sache zu sein, diese überzeugt und freiwillig zu machen und dabei selbst eine ganze Menge zu lernen. I like.
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Weitere Informationen:
Enchada sucht immer wieder ehrenamtliche MitarbeiterInnen für die verschiedensten Tätigkeiten und ist auch, was das Zeitausmaß betrifft, sehr flexibel.