Erfahrungsberichte Europa
29.12.2016

Europäischer Freiwilligendienst (EFD) in Kaunas, Litauen

„Das Gefühl des Zuhauseseins“

Christina Six über ihren EFD in einem litauischen Kinderheim

Neun Monate verbrachte ich nach der Matura in Litauen und habe dort im Rahmen des Europäischen Freiwilligendienstes (EFD, Englisch European Voluntary Service, EVS) freiwillig in einem Kinderheim gearbeitet.

Insgesamt waren wir einige Volunteers aus verschiedensten Ländern Europas, welche sich in den unterschiedlichsten sozialen Projekten in Litauen engagierten. Gewohnt haben wir in Kleingruppen in alten Wohnungen in Kaunas, der zweitgrößten Stadt Litauens.

Mein EFD-Projekt

In dem Projekt, in dem ich tätig war, lebten Kinder aus sozial benachteiligten Familien, welche aufgrund von Problemen nicht mehr bei ihren Eltern bleiben durften. Manche Kinder wurden auch aufgrund einer Beeinträchtigung abgegeben.

Die Kinder wuchsen sozusagen ohne Eltern auf und wurden von vielen verschiedenen Sozialarbeitern betreut. Ihr Leben war auf die wenigen Räume des Heims beschränkt, in dem es kaum möglich war, den Kindern einmal eine Möglichkeit des Rückzugs oder der Individualität zu geben. Für sie war es Alltag, beinahe den gesamten Tag über mit anderen Gleichaltrigen zu verbringen.

Betreut wurden die Kinder durch verschiedene Sozialarbeiter, wodurch es ihnen auch nicht möglich war, eine stabile Beziehung zu einer Bezugsperson herzustellen.

Meine Aufgabe im Kinderheim war es, bei der alltäglichen Routine mitzuhelfen, die Kinder bei diversen Therapien zu begleiten und eigenständige Aktivitäten anzubieten. Eine der mir am wichtigsten Aufgaben war es jedoch, den Kindern Liebe und Geborgenheit zu geben, um ihnen auch nur irgendwie annähernd das Gefühl des „Zuhauseseins“ vermitteln zu können.

Meine Zeit in Litauen war total bereichernd und prägend. Ich durfte in eine andere Kultur eintauchen, dort mitleben, neue Freundschaften knüpfen und vieles mehr. Dadurch konnte ich unbezahlbare, spannende Erfahrungen sammeln, während ich gleichzeitig meine freiwillige Hilfe Menschen angeboten habe, die diese brauchten beziehungsweise diese dankend annahmen.

Weitere Informationen

Achtung! Den EFD gibt es so nicht mehr. Das Projekt ist jetzt in den Europäischen Solidaritätskorps eingegliedert und heißt ESK. Die Rahmenbedingungen sind aber weitgehend gleich geblieben. Unser aktueller Artikel thematisiert den Wandel von EFD zu ESK.

EFD = Europäischer Freiwilligendienst, bedeutet, 3-12 Monate in einem anderen europäischen Land (es gibt auch – wenige – Plätze im außereuropäischen Raum) zu leben, und dort in einem ökologischen, kulturellen oder sozialen Projekt mitzuarbeiten. An- und Rückreise, Versicherung, Miete, Essensgeld, Taschengeld, Transportkosten zum Arbeitsplatz werden vom Programm JUGEND IN AKTION (Youth in Action) übernommen, dafür arbeitet man ehrenamtlich 20-30 Stunden pro Woche.

TIPP: Rechtzeitig mit der Organisation beginnen (etwa 8-10 Monate vor geplantem Projektbeginn)!