Erfahrungsberichte Europa Österreich
29.12.2015

Praktikum bei “LEFÖ – Interventionsstelle für Betroffene von Frauenhandel” in Wien

“Lehrreich, intensiv und einprägsam”

Lisa erzählt von ihrem Praktikum bei LEFÖ, einer Einrichtung, die sich um Betroffene von Frauenhandel kümmert

Neben meinen beiden Studien Politikwissenschaften und Psychologie war ich immer wieder auf der Suche nach einer Praktikumsstelle,  bei der ich neben der universitären Theorie auch praktische Erfahrungen sammeln konnte. Seit längerem hatte ich schon mit dem Gedanken gespielt, mich bei LEFÖ – IBF, der Interventionsstelle für Betroffene von Frauenhandel um einen Praktikumsplatz zu bewerben, da deren Arbeitsfeld die passende Schnittstelle für meine Studienrichtungen darzustellen schien. Bei der Praktikums- Auswahl stellt sich natürlich immer die Frage, ob mensch sie auch unbezahlt machen würde, oder lieber nicht. Mittlerweile bin ich zu der Einstellung gelangt, dass ich nur solche Praktika unbezahlt mache, wo ich im Vorhinein ganz genau weiß, dass ich etwas lernen und nicht nur Kaffeekocherin sein werde, und die Stelle wirklich gut zu meiner Ausbildung passt.

So bewarb ich mich also schriftlich mit Motivationsschreiben und Lebenslauf, wurde zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen und hatte einige Wochen später die Zusage für ein zweimonatiges Praktikum.

LEFÖ- IBF gliedert sich einerseits in eine Beratungsstelle für Betroffene des Frauenhandels und andererseits in eine Not- und eine Übergangswohnung für Frauen, die aus ihrer Ausbeutungssituation entkommen und den Neustart in ein unabhängiges Leben schaffen wollen. Die Zeit in der Interventionsstelle war eine sehr lehrreiche, ich arbeitete je einen Tag in der Woche im Büro und erledigte bürokratische Aufgaben, vereinbarte Ärztinnen-Termine, telefonierte mit Behörden, schrieb Emails und betreute die Frauen bei der Jobsuche. Ein weiterer Tag war für die Mitarbeiterinnen- Treffen reserviert, bei denen ich viel über den internen Ablauf und sowohl die theoretische als auch praktische Herangehensweise mit einzelnen Fällen lernen konnte. Der dritte Tag in der Woche fand dann in der Notwohnung statt, wo ich die Frauen betreute, sie zu Terminen begleitete, gemeinsam kochte, ihren Alltag kennen lernen konnte.

Die Anfangszeit war wahrscheinlich die schwierigste, da ich mit so vielen dramatischen Geschichten konfrontiert wurde, und mich anfangs damit auch allein gelassen fühlte. Die Mitarbeiterinnen waren alle mit Arbeit eingedeckt und so blieb keine Zeit für Supervision oder klärende Gespräche. Mit der Zeit fand ich dann eine gute Gesprächspartnerin in einer meiner Kolleginnen, mit der ich mich über meine Gedanken und Gefühle gut austauschen konnte. Je mehr ich auch die Frauen, ihre Geschichten und ihre Stärken kennenlernte, desto hoffnungsvoller wurde ich auch, dass manche von ihnen es schaffen können, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen.

Das Praktikum war jedenfalls sehr lehrreich, intensiv und einprägsam. Im Nachhinein betrachtet hätte ich mir allerdings gewünscht, Raum für Reflexionsgespräche bekommen zu haben, und von der theoretischen Einstellung der Organisation mehr Informationen mitgenommen zu haben. Es war eine gute Entscheidung dieses Praktikum zu machen, da es mir ein neues Betätigungsfeld eröffnete und mir half, meine erlernte Theorie in die Praxis umzusetzen.