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28.10.2019

Rückschau: NPO-Kongress 2019

Die eineinhalb Tage am NPO-Kongress 2019 waren gefüllt mit spannenden Inputs, anregenden Diskussionen und Einblicken in die digitalen Innovationen unterschiedlichster NGOs. Was wir uns mitnehmen konnten und welche Non-Profit-Organisationen wir im Schloss Schönbrunn getroffen haben, verraten wir euch hier. Übrigens: Es war eine Premiere für uns: Wir waren als Kooperationspartner des Kongressveranstalters Controller Institut beim NPO-Kongress 2019 mit dabei. Wir bedanken uns für die feine Kooperation!

Erfolgsfaktor Mensch: Im Zeichen der Digitalisierung

… das Kongressthema wurde am 23. und 24. Oktober aus den verschiedensten Blickwinkeln beleuchtet. Der Frage, was “Digitalisierung” überhaupt sei, wurde dabei ebenso auf den Grund gegangen wie Ängsten und Zweifeln oder innovativen Ideen, wie sich NGOs die digitalen Möglichkeiten zunutze machen können. Svenja Hofert stellte in ihrem Eröffnungsvortrag die Frage des mind shift, die sich wohl viele stellen, deren Arbeitsalltag sich mit zunehmender Digitalisierung rasant verändert: “Wer bin ich denn noch, wenn ich mich so stark verändere?” Unternehmen sind divers geworden, Kommunikation ist extrem komplex und wir Menschen haben das Gefühl, mit Computern, die exponentiell schneller werden, mithalten zu müssen. Hier ist Klarheit gefragt, so Hofert, denn “je komplexer etwas ist, umso dringender braucht man klare Strukturen.”

Zusammenarbeiten ist gefragt

Viele Stimmen des Kongresses plädierten auf stärkere Zusammenarbeit, nicht nur zwischen KollegInnen, sondern auch zwischen Führungskräften und MitarbeiterInnen, zwischen EntscheidungsträgerInnen und KlientInnen. Ein Prozess wie die Zunahme des digitalen Lebens kann dazu führen, dass manche Menschen “nicht mitkommen”. Strukturen ändern sich rasch, Prozesse werden schnelllebiger, neue Fragen im Umgang mit digitalen Medien tauchen auf. Hier ist es umso wichtiger, den Dialog zu fördern, so gut wie möglich alle miteinzubeziehen. Nachfragen, auf Bedürfnisse eingehen, verstehen wollen – das war die Devise. Auch key speaker Ali Mahlodji (u.a. Gründer von whatchado) war sich sicher: “Die Lösung der wirklich großen Probleme der heutigen Zeit gelingt nur, wenn wir als Gesellschaft wieder zusammenwachsen.” Das Konzept der Co-Creation, also der gemeinsamen Prozesse der Innovation und Ideenfindung, ist hier ein spannender Ansatz. Manuela Vollmann von abz*Austria berichtet von der Entwicklung einer App, mit der HeimhelferInnen von Angehörigen positives Feedback für ihre Arbeit erhalten können. Auch das Bayrische Rote Kreuz hat in diesem Veränderungsprozessen seine Türen geöffnet und MitarbeiterInnen unterschiedlichster Bereiche eingeladen, mitzuarbeiten und die NGO mitzugestalten.

Sozial innovativ: Josefbus der Caritas Wien

Die Caritas hat mittels App – deren Entwicklung von BeTwo unterstützt wurde – zwei Zielgruppen zueinander gebracht: Erstens ältere Menschen, die handwerkliche Hilfe im Haushalt brauchen (Glühbirne wechseln, Waschbecken anschließen, Möbelstück aufbauen) und zweitens geflüchtete Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten und gerne handwerklich arbeiten, aber noch nicht so gut Deutsch können, um in einem anderen Projekt sinnvoll untergebracht werden zu können. Ergebnis der spannenden Entwicklungsarbeit war der sogenannte Josefbus – mittels App können Menschen, die Hilfe brauchen, ihre Bedürfnisse und Zeitslots eingeben. Sie werden dann mit einem/einer ehrenamtlichen Handwerker/in “gematcht”.

Sozial innovativ: Fairmittlerei

Wie lange wir die Fairmittlerei schon kennen! Hier könnt ihr unser erstes Interview mit dem Gründungsteam nachlesen, da steckte der Verein noch in den Kinderschuhen. Das Konzept ist clever und einfach erklärt: Unternehmen spenden Non-Food-Produkte, die normalerweise tonnenweise sinnlos weggeworfen werden (Logo alt, falsches Etikett, Palette beschädigt), an die Fairmittlerei. Die Fairmittlerei kümmert sich um die Lagerung und die Aufnahme der Waren in ihren Webshop. Dort dürfen ausschließlich gemeinnützige Organisationen die Waren einkaufen – und das sehr günstig (bis zu 80% günstiger als der Einkaufspreis). Welche Waren findet man bei der Fairmittlerei? – Es ist eine bunte Mischung an Möbel, Elektrogeräten, Drogerieartikeln und Büroartikeln. Reinschauen und einkaufen lohnt sich für NGOs wirklich! Geldersparnis = mehr Zeit und Geld für die “eigentliche” Arbeit mit der Zielgruppe.

Foto: die Fairmittlerei

Sozial innovativ: magda’s

“Social Business” war am Kongress in aller Munde. magda’s ist genau ein solches – ein Hotel, das gut wirtschaftet und damit kostendeckend sein soll und gleichzeitig ein Projekt, in dem ein gesellschaftliches Problem gelöst wird. Das Problem war bei magda’s die Erfahrung aus den Caritas Sozialberatungsstellen, dass Geflüchteten, auch wenn sie Asyl haben, der Zugang zum Arbeitsmarkt sehr schwer fällt. Viele suchen sehr lange nach einer Arbeit, erhalten viele Absagen, sind frustriert. Im Hotel magda’s können nur MitarbeiterInnen mit Fluchterfahrung arbeiten, sich ausprobieren, dazulernen, ihre Lehrausbildung dort absolvieren. Hotelleiterin Gabriele Sonnleithner erzählte von den hindernisreichen Anfängen, den Frustrationen, den Erfolgserlebnissen und dem learning aus dem Pilotprojekt.

Fazit: Wir stellen die Weichen!

Aus den vielen Gesprächen, Beiträgen und Diskussionen des Kongresses wurde eines sehr spürbar: Wir leben in einer Zeit, in der die Weichen gestellt werden. Wir treffen Entscheidungen, wie die Zukunft mit digitalen Medien aussehen wird. Es sind ethisch schwierige (Beispiel: Roboter und Automatisierung in der Pflege) und heikle Fragen zu lösen, aber wir müssen uns ihnen stellen. Für ein gutes Miteinander in der Welt von morgen.