Erfahrungsberichte Europa
29.12.2015

Volontariat als Englischlehrerin beim Verein EDIT – Entwicklung durch Interaktion in Corlu, Türkei

„Bir dil, bir insan. Iki dil, iki insan.“

Vera über ihr 6-wöchiges Volontariat als Englischtrainerin in der Türkei

Bir dil, bir insan. Iki dil, iki insan. Dieses türkische Sprichwort, welches wortwörtlich übersetzt ‚Eine Sprache, ein Mensch. Zwei Sprachen, zwei Menschen‘ bedeutet, war eines der ersten Dinge, die ich auf Türkisch zu sagen lernte und diese Worte werden mich zweifelsohne noch in meinem weiteren Leben begleiten.

Alles begann bei einem Volontariat im Sommer 2012 in Çorlu, Türkei. Ich hatte mehr oder weniger durch Zufall von dem Projekt eines österreichischen Vereins erfahren und war sogleich Feuer und Flamme, endlich die bei meinem Lehramtsstudium theoretischen Ansätze endlich hautnah zu erfahren und mich darin auszuprobieren.

Wir waren sechs Studentinnen aus drei verschiedenen Ländern und wohnten in zwei von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Wohnungen, wo wir uns sehr schnell sehr wohl fühlten und ausreichend Platz und Ruhe hatten, um uns für den Unterricht vorzubereiten. Die Wohnungen waren sehr geräumig, was sehr schön war, leider jedoch fühlten wir uns etwas abgeschirmt vom „türkischen Geschehen“, da sie sich mitten in einer Wohnhaussiedlung am Rande der Stadt befand. Während unserer freien Tage jedoch wurde dieses Manko alsbald mit kurzen Trips nach Istanbul oder entlegene Dörfchen am Meer nachgeholt – tief in Erinnerung bleibende Begegnungen mit Mensch und Kultur prägten sich ohne Zweifel in unser aller Gedächtnis ein.

Das Unterrichten in den Klassen war ebenso eine tolle Erfahrung und vor allem auch eine Herausforderung. Wir waren sechs Lehrerinnen und hatten je in zweier Teams drei verschiedene Klassen. Der Verein, welcher diese Kurse organisiert hatte stand noch in den Kinderschuhen und ließ dadurch vieles sehr chaotisch und kraftraubend werden, weil ganz einfach die Erfahrung fehlte beziehungsweise nicht genügend ‚Mitarbeiter‘ und Ansprechpersonen da waren um sich Rat und Unterstützung zu holen.

Nun waren die Klassen überfüllt – teilweise bis zu 25 SchülerInnen – und wir mussten mit ein paar Ideen und Tipps von den VolontärInnen des Vorjahres unseren Unterricht von 20 Stunden pro Woche selbst gestalten und vorbereiten.

Für mich war das sehr stressig, vor allem am Anfang, da ich hohe Ansprüche hatte bzw. habe und mir ein fruchtender, abwechslungsreicher und den SchülerInnen Spaß machender Unterricht doch sehr am Herzen lag/liegt. Meine Lehrpartnerin und ich ergänzten uns jedoch dermaßen gut beim Vorbereiten und Unterrichten, dass wir spannende Stunden voll von Englisch lernen, Gedanken und Ideen austauschen und ein gegenseitiges Kennenlernen der Kulturen in den Klassenraum bringen konnten. Ein wunderbares Erlebnis!

Ich hatte also eine fantastische Zeit während dieser sechs Wochen in güzel Türkiye und werde die Menschen die ich dort kennengelernt habe, ihre Geschichten und ihren herrlichen Humor niemals vergessen. Als werdende Lehrerin war es sehr bewegend meine SchülerInnen dabei zu unterstützen und zu beobachten, wie sich ihr ikinci insan weiter und weiter in ihnen entwickelt…